Wir haben einen 3-jährigen, energiegeladenen und lebhaften Jungen, der hier in London in unserem zu Hause herumtobt. Kürzlich wurden wir auch mit einem kleinen Mädchen gesegnet, wozu gesagt wurde, wir hätten unsere Familie nun mit ihr vervollständigt. Es war schon toll, ein Vater für ein Kind zu sein, und jetzt habe ich das Vergnügen, die Rolle für mein zweites Kind quasi zu verdoppeln. Während schlaflose Nächte ein Kampf waren, war Windelwechseln eher ein Ärgernis - das waren aber ehrlich gesagt die kleinsten unserer Sorgen. Schau, meine Frau und ich sind Expats, die erst vor ein paar Jahren nach London gekommen sind und sich hier niedergelassen haben. Wie es in dieser globalen und stark vernetzten Welt nun einmal ist, war es die Aussicht auf eine Karriere und ein „gutes Leben“, die uns in diesen Teil der Welt zog. Wir kommen aus verschiedenen Teilen Asiens und die Systeme, Überzeugungen, Kultur, Traditionen, ja sogar die grundlegendsten Alltagsaktivitäten waren sehr unterschiedlich zu dem, was und wie wir es kennen. Was in unseren Ländern eines bedeutete, konnte und hatte hier in Großbritannien eine ganz andere Bedeutung. Einmal mehr: Es waren kleinere Anpassungen. Die wahren Herausforderungen, Expats zu sein, haben wir kennengelernt, als wir unser erstes Kind vor drei Jahren begrüßen durften.
Was sind nun einige der Herausforderungen, denen wir uns als Expat-Eltern gegenübersehen? Und welche Lehren haben wir daraus gezogen?
- Die Erziehung der Kinder in einem neuen Land kann verschiedene Fragen und Bedenken aufwerfen. Eine Sache, die Ihr als Expat-Eltern befürchtet ist die Stärke der Bindung zur Familie - wie sollen meine Kinder den Rest unserer Familien richtig kennenlernen? Wie werden sie reagieren, wenn sie ihre Großeltern, Tanten, Onkel und Cousins sehen? Wird diese starke Verbindung jemals da sein? Wird es so sein, wie als wir aufgewachsen sind - so viele offene Fragen, so wenige Antworten. Eine jährliche Reise in das Mutter-/Vaterland hilft zwar, diese Verbindungen aufrechtzuerhalten, aber es ist oft nicht genug oder nicht lang genug, um diese Verbindungen zu stärken. Neben der Tatsache, daß Reisen mit Kindern - vor allem über weite Strecken - seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringt. Wie haben wir es gelöst - wir haben den besten Weg gewählt, um sich mit Kindern zu verbinden - durch Geschichten - sei es durch das Vorlesen von Büchern über unsere Heimatstädte und Familien oder einfach nur durch das Erzählen unserer Kindheitsgeschichten, unsere Erfahrungen mit unseren Familien und so weiter. Wir haben auch das Ritual eingeführt, die heutige moderne Technologie regelmäßig für FaceTime, Skype und Video-Chats mit Familienmitgliedern einzusetzen - ein Bild sagt doch mehr als tausend Worte, oder?
- Du hast also Deine Familie nicht am neuen Wohnort? Was machen wir nun? Mit wem tauschst Du Dich aus oder verbringst Du Zeit? Wo sind Deine Freunde, bei denen Du anrufen kannst? Kurz und knapp: Wie sieht das soziale Umfeld aus? Oftmals lässt Du nicht nur Deine Familie, sondern auch Deine engsten Freunde in Deiner Heimatstadt zurück. Dies wären die Leute, mit denen Du regelmäßig sprechen und die Du häufig sehen willst, mit ihnen um die Häuser ziehen oder - ganz nüchtern betrachtet - mit deren Kindern Deine Kinder höchstwahrscheinlich zusammen sein könnten und würden. Daher war der Umzug in eine große Metropole wie London auf seine eigene Weise einschüchternd, aber der Umzug an einen Ort, an dem wir fast niemanden kannten, trug zu dieser Angst bei. Du wirst aber schnell feststellen, dass Du nicht der einzige bist, der solche Ängste hat - es gibt andere Eltern, Familien und Einzelpersonen wie Dich, die nach neuen Verbindungen und Kontakten suchen - mit oder ohne Kinder. Spielgruppen, Kinderklassen und sogar Treffen in der örtlichen Bibliothek sind nun auf einmal großartige Möglichkeiten, andere Eltern kennenzulernen und mit Ihren Kleinen neue Freundschaften zu schließen. In der heutigen Zeit, in der alles mit einem Mausklick verfügbar ist, ist es gar nicht so schwer, die nächstgelegenen kinderfreundlichen Aktivitäten zu finden. Sei also nicht schüchtern, suche nach ihnen und melde Dich so schnell wie möglich an.
- Du hast also Deine vertrauten Beziehungen in fernen Ländern und lernst langsam Leute hier kennen. Aber wen kannst Du in diesem fremden Land um Hilfe bitten? An wen kannst Du Dich im Notfall oder auch für kurzfristige Unterstützung wenden? Du möchtest mal mit Deinem Partner oder Deiner Partnerin ausgehen, aber wem vertraust Du Deine Kinder an, ohne sich um Ihre Sicherheit sorgen zu müssen? Oder wen kannst Du anrufen, der sich für eine kurze Zeit zu Deinen Kindern gesellt und sich um sie kümmert? Kannst Du dem neuen Babysitter vertrauen? Kannst Du Deine Kinder bei jemand anderem lassen - welche Art von Hilfe oder Unterstützungssystem hast Du in einem solchen Fall? Kinderbetreuung und Babysitting können in einer Stadt wie London (wie wahrscheinlich in vielen anderen Städten) unerschwinglich sein. Du fragst Dich also, ob Du bei einem engen Freund oder Nachbarn einen „Freifahrtschein“ hast und ob Du dieser Person die Kinder für ein paar Stunden oder einen Abend anvertrauen kannst? Such Dir also diesen engen Freund, dem Du vertrauen kannst (am besten einen mit eigenen Kindern), und bring Dein Kind von Zeit zu Zeit dorthin. Schließlich sind glückliche Eltern der Schlüssel zu glücklichen Kindern, und Ihr möchtet, daß Eures das glücklichste Baby am Platz ist!
- Neu in einem Land zu sein, bringt auch einfache (oder nicht so einfache) logistische Herausforderungen mit sich, nämlich die Funktionsweise des Landes zu verstehen. Wie ist zum Beispiel das Bildungssystem? Was muss mein Kind tun, um in eine bestimmte Schule zu kommen? Apropos Schulen - welche sind die besten in unserer Gegend? Mit einem Kind musst Du auch die Funktionsweise der lokalen Gesundheitssysteme gut kennen. Was sind die besten Krankenhäuser in unserer Gegend? Was kosten die Behandlungen? Wie schnell kann ich einen Termin für mein Kind bekommen? Wie sind die Kosten gedeckt? Bei all seinen Fortschritten und Entwicklungen sieht sich Großbritannien sowohl im Gesundheitswesen als auch im Bildungswesen ähnlichen Herausforderungen gegenüber wie der Rest der Welt - denen von Diskriminierung und Mangel. Wenn Du dafür bezahlen kannst, kannst Du die besten Dienstleistungen umgehend in Anspruch nehmen - das Privileg der Reichen. Wenn Du das nicht kannst, musst Du wie der Rest der Welt in der Schlange stehen, denn für den Rest von uns gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Ärzten oder Lehrern. Und so wurden wir mit der Geburt unserer Kinder schnell an diese harten Realitäten herangeführt und mussten gewitzt mit ihnen umgehen.
- Und die letzte Herausforderung, mit der wir uns auseinandersetzen mussten, war die Sprache. Nun, weder meine Frau noch ich sind in mehrheitlich englischsprachigen Ländern aufgewachsen. Indien hat eine Vielzahl von Sprachen und auf den Philippinen ist Tagalog die dominierende Sprache. Es war daher eine dauerhafte Frage in unserem Haushalt, welche und wie viele Sprachen wir an erste Stelle stellen sollten. Uns wurde ständig gesagt, daß Kinder in den ersten drei Jahren ihres Lebens am schnellsten Sprachen lernen… aber wie viele Sprachen können sie lernen? Was ist zu viel für ein Kind? Die Erziehung eines Kindes in Großbritannien bedeutete für uns, daß Englisch auf der Liste stehen musste, aber welche noch und wie würden wir das anstellen? Wir entschieden uns für Tagalog als die zusätzliche Sprache, die unsere Kinder im Haus hören würden. Und so haben wir die Rollen geteilt - ich bin der englische Sprecher und meine Frau der Tagalog-Sprecher. Wir haben uns auch an unsere guten Freunde gewandt, um uns zu helfen - mit Büchern… Bilderbüchern. Wir setzten uns Leseziele… eher Leserituale. Jeden Abend vor dem Schlafengehen war immer Zeit für eine Geschichte. Ob eine Geschichte auf Englisch, Tagalog oder etwas anderes, ist den Kindern überlassen, aber das Leseritual an sich ist nicht verhandelbar. Es wurde zu einem derart festen Bestandteil des Tages, daß unser Ältester an vielen Abenden seine Lieblingsbücher hervorholte, zum Bett kam und sagte: „Lies mir eine Geschichte vor“. Und so konnten wir mit der Kraft der Bilderbücher auch diese Herausforderung meistern - so hoffen und glauben wir zumindest.
- Ein weiteres Problem, über das Ihr Euch als Expat-Eltern ständig Sorgen macht, ist außerdem die Stabilität. Wie dauerhaft oder vorübergehend ist unsere aktuelle Situation? Wie stabil ist mein derzeitiges Umfeld, sei es in Bezug auf meine Rolle, den Immigrationsstatus, den Wohnsitz? Ist es für ein paar Monate, ist es für ein paar Jahre, oder ist es für immer? In jedem Fall fragt Ihr Euch, wie sich diese Stabilität auf das Kind auswirkt - positiv oder negativ. Natürlich will jeder Stabilität für seine Kinder, um sicherzustellen, daß sie nicht ständig in neuen Schulen herumlaufen müssen, ständig Freunde wechseln und sich daher nie richtig niederlassen können. Bisher haben wir dafür gesorgt, dass unsere Kinder in allem, was sie tun, auf ein gewisses Maß an Stabilität zählen können - sei es in Schulen, bei Freunden und dergleichen. Wenn wir in eine neue Phase unseres Lebens eintreten, hoffen wir, daß jegliche Wechsel oder Veränderungen auf ein Minimum beschränkt bleiben und daher das Leben unserer Kinder weitestgehend geregelt bleibt. Menschen neigen im Allgemeinen dazu, sich wenig aus ihrer Komfortzone zu bewegen und wenig zu verändern, und so muss es doch auch bei Kindern sein, die sich gerade erst auf eine bestimmte Art an gewisse Dinge gewöhnen.
Darüberhinaus gibt es so viele andere Themen und Herausforderungen, denen Sie als Eltern regelmäßig begegnen - Religion, Akzeptanz, Kultur, Traditionen, um nur einige zu nennen -, von denen viele auf die obigen Gedanken zurückzuführen sind. Sicherlich steht Ihr Expat-Eltern dort draußen vor ähnlichen Problemen - Ihr wisst, wovon wir sprechen! Schreibe uns und teile uns Deine eigenen Erfahrungen und größten Herausforderungen mit - wir möchten auch Eure Geschichten hören (und erzählen): hey@cukibo.com
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