Expertenwissen: Angie Weinberger

Angie Weinberger ist Global Mobility Coach. Sie kombiniert interkulturelles Coaching, ihre langjährige globale Global Mobility Expertise und Workshop-Moderationsfähigkeiten in Programmen für Global Mobility Manager, Expats und Expat-Ehepartner. Angie bezeichnet sich darüberhinaus als Autorin, Social-Media-Junkie und Bollywood-Liebhaberin. Sie hat in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Indien und Australien gelebt und gearbeitet.

Wenn Angie nicht arbeitet, wandert sie gerne in den Schweizer Bergen, schaut Filme und lässt sich von der Küche ihres pakistanischen Partners überraschen.

Wir hatten das Vergnügen, ihr eine Handvoll relevanter Fragen zum Leben von Expat-Familien zu stellen!

CUKIBO: Angie, welchen Rat würdest Du einer Expat-Familie mit kleinen Kindern geben, die gerade die letzten Umzugskartons in einem neuen Land ausgepackt hat? Und welchen Rat sollten sie aus Deiner Sicht mit gutem Gewissen ignorieren?

Angie: Ich würde ihnen den gleichen Rat geben, den ich meinen Kunden gebe: Täglich kleine Schritte zu unternehmen und sich und den Kindern Zeit zu geben, sich an die Gastkultur anzupassen. Ein Umzug in die Deutschschweiz kann beispielsweise entmutigend sein, da die Landessprache für Expats schwer zu lernen ist. Sogar deutsche Kinder könnten einen Schock erleben, wenn sie in ihrer Krippe oder ihrem Kindergarten nicht kommunizieren können. Abhängig von langfristiger Karriereplanung und den Lebensentwürfen würde ich mich von jemandem beraten lassen, der den neuen Heimatmarkt wirklich versteht, wie Monica Shah (Children First Association).

Keine Expat-Familie macht immer genau die gleichen Erfahrungen. Manchmal ist es vielleicht besser, eine Weile von der Expat-Blase Abstand zu nehmen und einfach auf das Herz zu hören. Wenn ein Kind ernsthafte Anzeichen eines Kulturschocks aufweist, kann man sich jederzeit an einen Experten wenden.

CUKIBO: Du bist zertifizierter interkultureller Trainer. Wie können Expat-Familien mit Kindern sicherstellen, dass die Bindung an das ursprüngliche Heimatland eines Elternteils oder beider Elternteile stark und im Laufe der Zeit immer präsent ist - und gleichzeitig die Kultur des neuen Heimatlandes einbezieht?

Angie: Was ich von Expat-Familien gehört habe ist, daß sie Rituale einhalten und Feiertage ihrer Heimatkultur feiern. Ein weiteres wichtiges Ritual ist, daß sie einen längeren Heimaturlaub nutzen, damit Ihre Kinder ihre Großeltern und ihre erweiterte Familie kennenlernen können. Die meisten Kinder nehmen die Rituale der Gastkultur gerne an, wenn sie lokale Freunde finden und die Landessprache sprechen. Ich finde es wichtig, daß Kinder nicht isoliert aufwachsen und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit in der neuen Kultur haben. In der Schweiz ist dies einfacher als beispielsweise in Sri Lanka. Sprache und Freunde sind der Schlüssel in meiner Erfahrung. Alle Kinder lieben Spiele. Wir haben auch gute Erfahrungen mit Drittkultur-Kindern gemacht durch Vorlesen. Nach meiner Erfahrung funktioniert dies universell.

CUKIBO: Du hast in vielen verschiedenen Ländern der Welt gelebt. Kannst Du uns Deinen Lieblingsfehltritt als Expat erzählen, von dem Du am meisten gelernt hast?

Angie: Ohhh, da gibt es viele. Sie wissen wahrscheinlich, daß die Deutschen sehr direkt sind. Bei meinem ersten Aufenthalt in Großbritannien erzählte mir meine Au-pair-Gastgeberin nach ein paar Monaten, daß ich zwar großartig mit ihren Kindern umgehen konnte, sie sich anfangs aber ziemlich unhöflich behandelt fühlte. Ich wusste nicht, daß ich die ganze Zeit "Bitte" und "Danke" sagen musste. Eine andere lustige Geschichte geschah in Indien, wo ich nach der ersten Woche bei der Arbeit so müde war, daß ich meine Schlüssel im Büro vergaß und die Person, die für unsere Wohnungen sorgte, einen Reserveschlüssel hatte. Also fuhr er mich mit seinem Motorrad zur nächsten Bar. Wir hatten ein paar Biere, bis jemand mit einem Schlüssel kam. Er, seine Frau und der Besitzer des Gebäudes wurden dann meine Freunde und luden mich zu allen möglichen Gelegenheiten ein. Ich habe auch den Fehler gemacht, meinen Fahrer am Samstag zu bitten, mich zum Einkaufsviertel zu bringen. Er brachte mich zu einem Teppichhändler, und ich verließ den Laden als Teppichbesitzer und mit vier neuen Pashminas. Dieser Fahrer hatte einen Provisionsvertrag mit dem Händler und war nicht sehr lange in unseren Diensten. Ich musste auch Zoll und Mehrwertsteuer auf den Teppich bezahlen. Ich habe ihn aber immer noch.

CUKIBO: Deine Mission ist es, die menschliche Note in Global Mobility zurückzubringen. Was bedeutet das konkret für Dich und alle Expat-Familien, mit denen Du arbeitest?

Angie: Wir haben unsere Global Mobility Prozesse so weit ausgelagert und aufgeteilt, daß sich die Expat-Familie oft wie ein Möbelstück fühlt. Der menschliche Touch kehrt durch die Digitalisierung und durch Unternehmen wie das meine zurück, weil wir uns ausdrücklich darauf konzentrieren, die gesamte Expat-Familie bei ihren beruflichen und lebensbedingten Herausforderungen und Themen zu unterstützen. Ich hoffe, daß unsere Kunden dies auch in der Art und Weise spüren, wie wir mit ihnen arbeiten. Ich habe ein Arbeitsprinzip, bei dem ich meine Kunden vor allen anderen Arbeiten priorisiere. Wir akzeptieren auch nicht mehr Kunden, als wir händeln können. In meinen Vorträgen, Diskussionen und Workshops unterstreiche ich die menschliche Note.


Ein herzliches Dankeschön an Angie für die wertvollen Antworten und Einsichten!


Die Gründerin von Global People Transitions, Angie Weinberger, hat zwei Arbeitsbücher veröffentlicht, das Global Mobility Workbook (dritte Auflage, 2019) und das Global Career Workbook (2016).


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