Expertenwissen: Moveria's Mattias Ejbe

CUKIBO hatte das Vergnügen, mit einem wahren Experten zu sprechen. Mattias Ejbe ist der Gründer und CEO von Moveria, der bedeutendsten Umzugswebsite in Europa. Moveria ist ein unabhängiger Umzugshelfer, der Ihren Umzug plant und organisiert - derzeit in 12 verschiedenen europäischen Ländern.

Mattias, Dein Unternehmen unterstützt Kunden in allen Aspekten der Organisation eines Umzugs und stellt praktisches Wissen und Werkzeuge zur Verfügung. Welche drei Hinweise stehen bei Moveria ganz oben auf der Liste, wenn es um den Umzug von Familien mit kleinen Kindern geht?

Was wir aus den Erlebnissen unserer Kunden und auch von einem auf Kinder spezialisierten Psychologen gelernt haben:

• Lassen Sie die Kinder am Umzug teilhaben, lassen Sie sie z.B. eine eigene Umzugskiste haben, die sie selbst einpacken dürfen und in ihrem neuen Zimmer auspacken. Es spielt dabei keine Rolle, daß es vielleicht nicht perfekt gepackt ist.
• Vermeiden Sie es eher, die Kinder an einem Umzugstag bei sich zu haben, lassen Sie sie z.B. mit Freunden oder Großeltern Spaß haben, anstatt Ihre Eltern zu sehen, die gestresst sind...
• Wenn möglich, wählen Sie eine Zeit, in der Sie etwas mehr Zeit für Ihre Kinder haben können, z.B. kann Ferienzeit eine gute Zeit sein.

Welche typischen Fettnäpfchen hast Du und all Deine Teams in Europa in den letzten Jahren bei der Arbeit mit Eltern, die an einen neuen Ort ziehen, erkennen können?

Wenn die Eltern gestresst sind, dann sind auch die Kinder gestresst! Die Kinder einzubeziehen bedeutet nicht, dass sie an wirklich allen Momenten des Umzugs beteiligt sein müssen. Kleine Kinder müssen nicht einmal allzu früh vor dem Umzug mit einbezogen werden.

Gibt es einen Ratschlag, den Eltern mit gutem Gewissen und ohne Schuldgefühle aus Deiner Sicht ignorieren können?  

Daß Kinder mit einem Umzug nicht umgehen können, selbst wenn sich die familiäre Situation wie etwa durch eine Trennung ändert. Eine Studie, die 2010 im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht wurde, hat tatsächlich gezeigt, daß Kinder, die umziehen, in der Schule oft schlechtere Noten bekommen, aber ein Umzug ist ein normaler Teil des Lebens und auch des Erwachsenwerdens. Kinder können damit umgehen, wenn sie einbezogen werden und die Möglichkeit erhalten, über ihre Sicht des Umzugs zu sprechen und ihre Fragen zu stellen.

Unser Buch "Mein neues Zuhause" unterstützt nicht nur die Kinder, sondern die ganze Familie auf dem Weg an den neuen Ort. Deshalb liegt uns dieses Thema so sehr am Herzen. Aber eben auch vielen Eltern, die im Jahr 2020 vor einem Umzug stehen.

Manche Eltern sind glücklich und erleichtert, wenn die Kleinen die anstehenden Veränderungen stillschweigend akzeptieren und keine unangenehmen Fragen stellen. Um schlafende Hunde nicht zu wecken, sprechen sie erst gar nicht an, wie es ist etwas Vertrautes hinter sich zu lassen und irgendwo neu anzufangen. Was ist Deine persönliche Meinung dazu?

Wenn die Eltern wegen des Umzugs und spezifischer Angelegenheiten wie "wird der Umzugsservice funktionieren oder nicht" gestresst sind, dann passen sich die Kinder daran an. Und es kann sein, daß sie sich verschließen und ihre Fragen gar nicht erst stellen.

Ich schätze, Du hast Deine eigene Umzugserfahrung und -geschichte. Kannst Du uns von Deinem Lieblingsmissgeschick beim Umziehen berichten, den Eure Kunden bei Moveria unbedingt vermeiden sollten?

Um ein Experte zu sein, muss man die Fehler selbst erleben... Ja, und ich habe sie gemacht. Ich wollte von Schweden nach Deutschland ziehen. Alles war auf dem Weg, die Wohnung war gereinigt und ich hatte die Schlüssel dem neuen Wohnungsbesitzer übergeben. Ich stand auf dem Bahnhof und wartete auf den Zug, der in 1 Stunde fuhr. Da fand ich heraus, daß mein Pass noch in der Wohnung war, versteckt in der Küche unter einem Schrank... Selbst wenn man denkt, daß man über alles nachgedacht und Checklisten benutzt hat, gibt es immer Dinge, die man in einer Stresssituation vergessen kann. Es ist aber gut ausgegangen. Mit etwas Glück haben wir mit den neuen Wohnungsbesitzern Kontakt aufgenommen und mein Bruder konnte dorthin fahren und mir meinen Pass 5 Minuten vor der Abfahrt des Zuges geben... 

Und nicht zuletzt: Du bist in Schweden aufgewachsen und dort lebst Du jetzt auch. Welches typisch schwedische Kinderritual oder welche Tradition willst Du mit uns teilen? Was ist Dein Lieblingsritual?  

Ich denke direkt an ein Ritual, auf das meine Freunde aus anderen Ländern sehr oft hinweisen:  "Samstags-Bonbons". Seit den 50er Jahren, als es viele Kariesprobleme gab, wurde empfohlen, daß Kinder nur einmal pro Woche Süßigkeiten essen sollten. Und das ist immer noch eine Tradition. So bekommen die meisten Kinder jeden Samstag Süßigkeiten, und den Rest der Woche werden sie von ihren Eltern hören, wenn sie um Süßigkeiten bitten: "Es ist nicht Samstag"!

Vielen Dank, Mattias, für Deine Zeit und Deine Antworten! Nächsten Samstag gibt es Samstag-Bonbons!

Mattias Ejbe wurde in Schweden geboren, ist ein Naturliebhaber und lebt in Stockholm. Als er 15 Jahre alt war, arbeitete er als Möbelpacker um sich ein zusätzliches Taschengeld zu verdienen. Zurzeit konzentriert er sich auf die Entwicklung der nächsten Stufe seines Unternehmens, Moveria, mit einem noch breiteren Spektrum an Umzugsservices und Dienstleistungen für seine Kunden. Und er wartet auf den ersten Schnee im Jahr 2020, um seiner Leidenschaft, dem Skilanglauf, nachzugehen...